
Avant Arte
Curtis Penning co-founder of Avant Arte.Um Erfolg zu haben, muss man sich erst beweisen. Das muss nicht unbedingt etwas einbringen.
Christian und Curtis von Avant Arte kennen sich seit dem sie ca. acht Jahre alt waren, als sie in Almere wohnten. Sie haben sich eigenständig einen Namen in der Kunstwelt gemacht – und das ohne relevante Ausbildung oder Vorkenntnisse. Curtis: „Allein wenn man aus Almere kommt, ist man schon ein Außenseiter in der Kunstszene.“ Dennoch haben sie 1,6 Millionen Follower auf Instagram und stehen auf der Liste der *30 under 30* von Forbes. Damit zählen sie zu den einflussreichsten jungen Pionieren auf ihrem Fachgebiet. Was als Entdeckung der eigenen Interessen begann, hat mittlerweile einen konkreten Zweck: Kunst auch denjenigen zugänglich machen, die es sich normalerweise nicht erlauben können.
Curtis Penning Co-founder of Avant ArteComing from Almere you are already an outsider in the art scene.

Geld, Autos und Champagner
Es fing alles an, als sie vor ein paar Jahren Musik von Künstlern wie Jay-Z und Kayne West hörten. „Ihre Raps über Geld, Autos und Champagner waren nicht so schwer zu verstehen, aber wenn es um Kunst ging, hatten wir keine Ahnung. Also haben wir uns damit beschäftigt. In Almere gibt es allerdings keine Museen oder Gallerien. Also suchten wir im Internet. Ich fand heraus, dass die Hüllen der Alben von Kanye West von bekannten Künstlern stammen, so ist zum Beispiel *My Beautiful Dark Twisted Fantasy* von George Condo. Ich hoffe, irgendwann einmal ein Werk von ihm mein Eigen nennen zu können.“
Tausende Follower pro Tag
Zunächst standen ihre Erkenntnisse und Eindrücke in einer Datei. Aber das war Christian und Curtis irgendwann nicht mehr genug. Sie beschlossen, ihre Interessen und Erkenntnisse ins Netz zu stellen – erst auf Tumblr, später auf Instagram. Mit Erfolg: Es kommen täglich Tausende Follower hinzu. Sie teilen alles, was sie cool finden, rund drei Kunstwerke pro Tag. Was bringt das eigentlich? „Rein gar nichts. Es gibt Influencer, die viel Geld verdienen, indem sie sich auf Instagram sponsern lassen. Aber wir finden, dass das unserer Glaubwürdigkeit Abbruch tut.“

Aber eines Tages fanden sie es doch lohnenswert, mehr daraus zu machen. Curtis: „Um Erfolg zu haben, muss man sich erst beweisen. Das muss nicht unbedingt etwas einbringen. Doch wenn man Geld mit etwas verdienen kann, das man toll findet, sollte man das tun.“
Curtis Penning Co-founder of Avant ArteThere are influencers who make a lot of money on Instagram. But we think that takes away from our credibility.
Limited Editions von Kunstwerken
2017 wurde das Duo damit beauftragt, eine Show in London zu organisieren. Curtis: „Da kamen echt voll viele Leute. Leider waren das aber nur zwei Gruppen: Hipster für die kostenlosen Drinks und Bänker, die ratzfatz alle Kunstwerke aufgekauft hatten.“ Ein großer Erfolg, aber die Kunst wurde immer noch von einer ausgesuchten Zielgruppe gekauft. Sie selbst konnten sich die Kunstwerke auch nicht leisten.

Das brachte sie auf die Idee für einen Webshop mit Limited Editions. Für das Original zahlt man schon mal mehrere Millionen, bei Avant Arte beginnen die Preise bei 400 €. „Es geht um die Qualität, aber auch um die Exklusivität. Wir drucken bei den besten Druckereien der Welt. Das Resultat ist kaum vom Original zu unterscheiden, kostet aber nur einen Bruchteil davon. Damit versuchen wir, Kunst zugänglich zu machen.”
“Wir werden regelmäßig von Künstlern selbst angesprochen, aber letztlich verkaufen wir vor allem Dinge, die wir selbst klasse finden. Es muss eine interessante Mischung aus High-End-Künstlern und unbekannten Kreationen bleiben. Eigentlich ist die Kunstwelt gar nicht so groß, viel funktioniert über Mund zu Mund-Reklame.“
“Man muss sich erst beweisen”
Avant Arte muss Künster, als auch Kunden gleichermaßen überzeugen. „Man muss sich erst beweisen. Vor allem in Sachen Qualität. Wir liefern Handschuhe und ein Zertifikat dazu. So kommt man weiter.“

Dass es funktioniert, stellt sich schon während des Interviews heraus. Curtis erhält eine E-Mail von einem Kunden: ein begeisterter Bericht mit Fotos des Kunstwerks in seinem Haus in Hongkong. „Solche Reaktionen kriegen wir oft. Mit einem Großteil der Kunden haben wir daher auch wöchentlich persönlichen Kontakt. Und wenn sich die Gelegenheit bietet, statten wir ihnen auch einen Besuch ab, auch wenn es im Ausland ist.“
Außerdem liefern uns die Kunden Ideen. Sie weisen uns auf Künstler hin, die es sich lohnt zu folgen, wie Cai Guo Qiang, der Kunst mit Feuerwerk schafft. So kommen Christian und Curtis auch in Kontakt mit anderen Szenen als nur die der Kunstliebhaber.
Curtis Penning Co-founder of Avant ArteWe have weekly personal contact with most of our customers.
Sehr viel Traffic
So hat sich Avant Arte zu einem professionellen Unternehmen mit rund zehn Angestellten entwickelt. Eine der Herausforderungen von Avant Arte ist der Verkauf zu Stoßzeiten. „Beim letzten *Launch* waren alle Werke innerhalb von 20 Sekunden ausverkauft. Zu dem Zeitpunkt gab es sehr viel Traffic auf der Website. Alles muss gut reibungslos verlaufen, auch bei den Zahlungen.”

“Wir haben relativ wenige Transaktionen pro Monat, also sind Dinge wie Zahlungsgebühren für uns nicht ausschlaggebend. Sicherheit dagegen schon, denn es geht jeweils um beträchtliche Summen und die Zahlungen kommen aus aller Herren Länder. Oft sind das dann auch Kreditkartenzahlungen. Ich dachte erst, dass ich für absolut sichere Zahlungen bei einem Großunternehmen anklopfen muss. Viele Webshopbetreiber, die ich kenne, nutzen Mollie für ihren Zahlungsverkehr. Und als ich mich eingehender damit beschäftigte, habe ich gemerkt, dass das Thema Sicherheit bei Mollie bestens geregelt ist. Außerdem ist auch beim Kundendienst alles sehr relaxt. Es geht sehr flott, aber eigentlich brauchten wir ihn nur ganz am Anfang.“
Curtis Penning Co-founder of Avant ArteSecurity is well managed at Mollie.
Geld ist keine Motivation
Auf unsere Frage nach den Zukunftsplänen antwortet Curtis erstaunlicherweise: „Wir wollen noch vertrauenswürdiger werden in der Kunstszene, uns weiterhin verbessern. Aber wir haben schon sehr viel erreicht. Eine Menge Leute, die uns folgen, habe ich selbst immer bewundert. Das gilt auch für unsere Kunden: Wenn ich erzähle, mit welchen Leuten ich alles Termine gehabt habe, glaubt man das kaum.“
Trotzdem ist Geld nicht der motivierende Faktor. „Das ist es nie gewesen. Insbesondere in den ersten paar Jahren hätte ich mit normaler Arbeit weitaus mehr verdient. Ich finde, man muss vor allem das tun, was einem Spaß macht. Und wenn man bereit ist, viel zu lernen, stellt sich der Erfolg von selbst ein.“